Die Schloßkapelle in Steeg (5)

Ein schlichter Barockbau, im Kern 18. Jh. mit der Ausstattung vom letzten Rest des Wasserschlosses Steeg (denkmalgeschützt).

Wenn wir dem letzten Gerichtshalter der Maendl`schen Schlossherrschaft von Steeg Lorenz Brunner glauben, so wurde in der dortigen Schlosskapelle schon um 1257 die heilige Messe gelesen. Darüber hinaus erfahren wir aus seinen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1849 Einzelheiten der reli-giösen Entwicklung über acht Jahrhunderte hinweg, die uns die Schlosskapelle in einem besonderen Licht zeigen.

Die Pfäffinger 1203 - 1476

Das erste Benefizium in seiner Schlosskapelle stiftete 1449 „Ritter Hanns Pfäffinger zum Steeg und Erbmarschall in Bayern". Mit wenigen Unterbrechungen hatten von diesem Jahr an die adeli-gen Steeger Schlossherren ihre eigenen geistlichen Herren. Totenkult und Reliquienverehrung standen im frühen Christentum an hervorragender Stelle. Dazu kam der Ablassglaube, der den Gläubigen geringere Leiden im Jenseits verhieß. Als eifrigster Sammler von Reliquien galt der bekannte Ritter Degenhart Pfäffinger aus der Salmanskirchener Sippschaft. Aber auch die Steeger Vettern bewahrten einen stattlichen Reliquienschatz von rund 150 Einzelstücken auf. Unter ande-rem: „Von unseres lieben Herrn seiner Cron ein Dohrn", „Splitter von der Säull, daran Christus ge-geißlet worden" , „Particul vom hl. Creuz" und viele andere. Die Kreuzpartikel gelangten später in den Besitz der Pfarrkirche St. Jakob in Buchbach. Sie wurden um 1740 bei Prozessionen mitge-führt und wir finden sie 1827 in einem Inventarium wieder. Sie sind heute noch im Besitz der Pfarrkirche.

Die Loßnitzer 1476 - 1641

Rittmeister Cuno von Loßnitz gelang laut Dekret des Papstes 1492 und 1581 für seine Schlosska-pelle eine Reihe von Ablässen zu erwirken. So an den vier Frauentagen „Reinigung, Verkündi-gung, Himmelfahrt und Geburt. Dann zur Kirchweihe „jederzeit einen 100-tägigen" und einen vollkommenen Ablass am Fest des hl. Franz Seraph. Berühren und Küssen von Reliquien, dazu das Gewinnen von Ablässen fanden großen Zuspruch bei den Gläubigen. Die Schlosskapelle kam zu einer überörtlichen Bedeutung, weil Ablässe, meist mit einem finanziellen Beitrag in die „Opferpixn" (Opferbüchse) verbunden, einen gewissen Wohlstand sicherten. Die finanziell ärmlich ausgestat-tete Pfarrkirche St.Jakob in Buchbach konnte davon nur träumen.

Der Riemhofer 1641 - 1653

Der für wenige Jahre auf Schloss Steeg aufgezogene Besitzer Ludwig Riemhofer, Schwager der Beatrix von Loßnitz, stiftete das Benefizium 1649 neu auf.

Die Freiherrn von Maendl 1659 - 1849

Der Hofkammerpräsident des Kurfürsten Maximilian von Bayern Freiherr Johann von Maendl er-warb 1649 das Schloss Steeg. Sein Neffe Simpert von Maendl (1688-1723) machte die Schlosskapelle zu einem Mittelpunkt der Marienverehrung. Mit Hilfe der Franziskaner und Kapuziner von St. Peter in München führte er 1712 die vom Papst genehmigte Bruderschaft der Marianischen-Liebesversammlung ein. Die Bruderschaft zählte in der Blütezeit über 1939 Mitglieder und im er-folgreichsten Jahr 1722 kamen 841 Kommunikanten an den Tisch des Herren. An den vorgenann-ten Frauentagen wurden in der Schlosskapelle bis zu 20 Messen gelesen. Geistliche aus der Nachbarschaft mussten aushelfen und in der winzigen Kapelle herrschte größtes Gedränge. Mit dem Tod des Simpert von Maendl im Jahr 1723 fand die Bruderschaft ihr Ende.

Als Schlossherr Thaddae von Maendl 1780 versuchte für seine Schlosskapelle einen besonderen Status als „Capella regia" (mit vorherrschender Bedeutung) zu erwirken kam es mit der Salzburger Obrigkeit zum Konflikt. In einem Ordinariats-Befehl wurde die Schlosskapelle zur Filialkirche der Pfarrei St. Jakob in Buchbach erklärt. Darüber hinaus das wurde das „Erneuern und Aufbehalten der vorhandenen Reliquien in der Schlosskapelle unter Androhung von Strafe untersagt und dem Benefiziaten Pieringer das Meßlesen sowie alle anderen geistlichen Verrichtungen verboten. Hier war schon der Wind der frühen Aufklärung unter dem Salzburger Erzbischof Colloredo zu spüren. Zum letzten Mal wurde im Jahr 1836 durch den Freiherren Johann Anton Maendl und dem Domkapitular Leonhard Kurzmiller, einem Steeger Wirtssohn, das Benefizium neu errichtet. Dann ging 1849 die Gutsherrschaft zu Ende und das Steeger Schloss wurde abgebrochen. Die Freiherrn von Maendl zogen sich auf ihren Besitz in Tüßling zurück. Im Jahr 1859 fand mit dem letzten Benefizia-ten Johann Baptist Köstler das Steeger Benefizium ein Ende.
Heute ist vom ehemaligen stolzen Schloss Steeg nur noch ein kleines, schmuckes Kirchlein übrig geblieben und man sieht ihm nicht an, dass es auf über 750 Jahre lebendige christliche Tradition zurückblicken kann..

Quellen: Aus dem Heimatbuch: Die „Puechpecken" (2001) von Max Wallner

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